Wir besuchen unsere Händler

Der strickpunkt in Murnau

Jetzt gibt es auch schon einige Wollgeschäfte in Deutschland und Dänemark, die unsere Garne führen. Darüber freuen wir uns sehr! Am liebsten würden wir auch gleich alle unsere Händler persönlich kennen lernen. Das ist bei den Entfernungen natürlich nicht ganz einfach, aber einen Anfang haben wir jetzt schon mal gemacht, mit einem Besuch im strickpunkt in Murnau und in der Strickeria in München.

Ein Meer an Farben …

 

Karen Korff und Frau Pia vom strickpunkt und Brigitte Kreische von der Strickeria haben sich viel Zeit für uns genommen und unsere ganzen Fragen bzgl. der Zusammenarbeit zwischen Garnhersteller und Händler beantwortet. Auch in diesem Bereich gibt es natürlich noch viel Neues für uns und wir haben etliche spannende Anregungen mit nach Hause genommen. Es war toll zu hören, dass unsere Wolle schon einige echte Fans hat unter den Kunden, und das obwohl wir noch so neu sind.

Auch in der Strickeria in München hat unsere Wolle einen schönen Platz

Empfehlen möchten wir auch den Blog von Karen Korff, in dem sie neue Strickprojekte vorstellt und wo auch einige sehr hübsche Ideen für Rosy Green Wool dabei sind.

Die Strickeria zieht übrigens um: ab 3.12. findet Ihr sie in der Georgenstr. 43 (nur 2 Gehminuten entfernt vom vorherigen Standort).

 

 

 

 

 

Ein Paket verschwindet und eine Farbe taucht auf

Ich (Rosy) entschloss mich spontan, zum Start des Etiketten-Drucks die Grafikerin in die Münchner Druckerei zu begleiten. Da es ein mehrfarbiger Offset-Druck auf einem besonders hochwertigen Papier und die Auflage sehr hoch war, durfte nichts schief gehen. Es stellte sich heraus, dass es gut war, dass wir vor Ort waren, denn so konnten noch einige kleine aber wichtige Anpassungen gemacht werden. Die Farben hatten noch nicht die richtige Sättigung und die Schärfe der Schriften musste nachjustiert werden. Auch hatte sich eine feine weisse Linie auf der Vorderseite eingeschlichten, wofür wir rasch eine Lösung finden mussten. Glücklicherweise löste sich dieses Problem durch einen größeren Anpressdruck, wodurch sich auch die Farben intensivierten. Mit einem Händedruck mit etwas Druckerschwärze und einigen Blättern des Probedrucks verließ ich, froh da gewesen zu sein, die Druckerei.

Danny beim Färben unserer Wolle

Trotz der genauen Vorstellung, die wir inzwischen von den Garnfarben hatten, war es unheimlich schwierig, diese über die große Entfernung hinweg mit der Färberei zu besprechen. Zudem hatte man dort so viel zu tun, dass das Thema Farb-Matching Gefahr lief sich zu lange hinzuziehen. Und es fehlte ja noch mindestens die Hälfte aller Farben! Deshalb beschlossen wir, noch ein drittes Mal nach England zu fahren, um einige Tage vor Ort mit Färber Danny und Färbereibesitzer Keith die Farben auszuarbeiten.

Das war ein hartes Stück Arbeit, denn das Garn durfte durch das Färben auf keinen Fall seinen schönen Glanz verlieren oder gar wie Acryl-Garn wirken. Zudem sollten die Farben eine besondere Intensität und Leuchtkraft haben, was Danny unter den harten Einschränkungen, die eine GOTS-zertifizierte Färbung mit sich bringt, den kalten Schweiss auf die Stirn trieb. Er schaffte es aber schließlich doch und die Reaktionen, die wir von allen Seiten im Bezug auf die fertigen Farben bekommen, freuen uns sehr!

Keith, Danny und Rosy mit der ersten Färbeladung

Eine Anekdote am Rand: Danny hatte auf unseren Wunsch hin bereits vor ein paar Wochen ein Türkis probiert, das aber – weil ja kein Kupfer verwendet werden sollte – nicht so knallig rauskam wie die Garnprobe, die wir ihm dafür geschickt hatte. Er hatte damals gesagt, wir müssten das Türkis leider weglassen, weshalb es bei unserem Besuch jetzt fast schon in Vergessenheit geraten war. Als wir schon fast bei der Verabschiedung waren, fragte ich, ob er uns nicht doch noch das Türkis zeigen könne, nur aus Neugier, was mit GOTS-Färbung hinzubekommen ist. Er wollte erst nicht recht, ließ sich aber dann doch breitschlagen und siehe da: „Laguna“ ist eine unserer schönsten Farben geworden und viel toller als die Vorlage!

Es kommt auf die richtige Anzahl Umdrehungen an …

Der Druck der Etiketten war so geplant, dass diese genau dann ankommen sollten, wenn wir bei der Färberei sein würden, damit wir dort das richtige Drehen und Etikettieren einiger Probegarnstränge ausprobieren konnten. Beim Drehen ist wichtig, dass die Stränge nicht zu fest werden, da man sonst die Weichheit der Wolle nicht mehr fühlen und das Garn an Elastizität verlieren kann, was im schlimmsten Fall zum Ausleiern des fertigen Strickstücks führt. Einige Zeit verbrachten wir deshalb an dem praktischen Haken, den ein Mitarbeiter von Keith extra für unser Garn entworfen, geschweißt und an der Wand angebracht hatte

Die Etiketten kamen gerade noch rechtzeitig kurz vor unserer Abreise an, aber leider war das Paket bei der Fracht beschädigt worden, so dass wir einige gar nicht mehr verwenden konnten. Als wir es öffneten, eine noch schlimmere Überraschung: Es fehlten einige Farbnummern komplett! Auf den Frachtpapieren standen nur zwei Pakete, offenbar war aber dennoch ein drittes auf dem Weg von München nach England verloren gegangen. Nach ein paar aufregenden Tagen und einigen Recherchen per Email und Telefon konnte es zum Glück doch wieder gefunden und unbeschädigt nachgeliefert werden.  

H + H Messe und wie es mit der Spinnerei weiter ging …

Nun sind es nur noch wenige Wochen bis zum Verkaufsstart und unser Blog hinkt ein wenig hinterher … deshalb gibt es jetzt eine Zusammenfassung der Ereignisse im Schnelldurchlauf, damit wir möglichst bald von dem berichten können, was aktuell passiert.

H + H Handarbeitsfachmesse Köln

Im März haben wir unsere Rosy Green Wool GbR angemeldet, gerade rechtzeitig, so dass ich mit dem noch „druckfrischen“ Gewerbeschein als Besucherin auf die große Handarbeitsfachmesse H + H nach Köln fahren konnte, um mir ein noch besseres Bild von der Welt des Garnhandels machen zu können. Das Ergebnis überraschte mich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wirklich: Die meisten namhaften Hersteller in Europa waren vertreten, um ihre Herbst-Winter-Kollektionen vorzustellen – Bio-Garne waren jedoch nicht wirklich ein Thema.

Ein bekannter Hersteller kramte auf meine Frage hin umständlich einige Knäuel aus dem untersten Regal hervor, ungefärbt und von nicht sehr weicher Qualität, auf deren Banderole das Wort „Bio“ zu lesen war. Als ich nach einem Bio-Zertifikat bzw. Nachweis hierfür fragte, sagte man mir, er, der Hersteller, wüssten eben, dass die Bauern von denen er die Wolle bezieht ihre Schafe artgerecht halten. Zertifizierung? Nein, denn sowas sei irrsinnig aufwändig und ausserdem könne sich das ja kein Mensch leisten!

Bald danach stand auch schon unser zweiter Besuch bei der Spinnerei in Cornwall an. Sie hatten unsere Merino-Wolle erhalten und die 16 Kilogramm Vorlaufgarn, das ja gesponnen werden muss bis die nötige GOTS-Reinheit der Maschinen erreicht ist, bereits nach der neuen Spezifikation hergestellt. Alles war bereit für die große Produktion und wartete, dass wir grünes Licht geben würden – sofern das Garn unseren Anforderungen genügen würde. Unnötig zu erwähnen, dass wir nicht gerade entspannt hinfuhren, nachdem wir bei unserem ersten Besuch bereits festgestellt hatten wie schwierig es war, die gewünschte Qualität zu erreichen.

Patrick mit unserer frisch gesponnenen Wolle

Als wir dort ankamen waren wir überwältigt: Unser Garn war traumhaft weich, hatte einen leicht seidigen Glanz und auch die erste Strickprobe zeigte ein wunderschönes Maschenbild. Glücklich und sehr erleichtert reisten wir mit den ersten 16 kg Garn in einem Koffer und einem großen Sack verpackt, zurück nach München.

Ja, wo färben wir denn?!

Yarn

Foto: Ken Bosma/flickr

Als wir beschlossen, nach England zu fahren, um unsere Spinnerei kennen zu lernen, überlegten wir, dass es Sinn machen würde auch gleich eine kleine GOTS-Färberei im Norden von England zu besuchen.

Der Besuch entpuppte sich als ebenso spannend wie skurril! Man führte uns in einen Raum, der uns als „das Büro des Chefs“ vorgestellt wurde und in dem es unheimlich viel zu bestaunen gab, während wir es uns bei ca. 10 Grad vor einem kleinen Heizstrahler gemütlich machten: da gab es Berge von Strick-Pullovern, leeren Garnrollen, Unterlagen und alter Computer-Hardware, alles wild gemischt und ganz im Stil dieser britischen 70er-Jahre Krimis, wo alle hinter einer ganz heissen Sache her sind, in ein völlig umgegrabenes Zimmer kommen und dann sagt einer: „Oh mein Gott, sie waren schon vor uns da!“

Der „Chef“ stellte sich als sehr britisch heraus, immer einen Scherz auf den Lippen, und überzeugte uns trotz des eher wild anmutenden Büros durch seine 30-jährige Erfahrung in der garnverarbeitenden Industrie. Seine kleine Färberei managte er seit 15 Jahren, wobei uns schien, dass er irrsinnig viel selbst und mit vollem Einsatz machte, vom Färben und „Hank Twisting“ bis hin zum Ausliefern der fertigen Ware.

Ausserdem beherbergt er eine koreanische Textil-Künstlerin in der Färberei, die uns mit den Worten „Ah, endlich Menschen!“ begrüßte und uns durch die Färbehalle schleppte, um uns stolz allerlei selbstgemachtes Textilwerk zu zeigen, das sie aus Bottichen mit blauen und grünen Flüssigkeiten zog. Einen Umtrunk im Local Pub mussten wir leider ausschlagen, da unser Rückflug anstand.

Wir beschlossen, es mit diesem sympathischen kleinen Unternehmen zu versuchen, vor allem weil man hier mit dem Färben nach den strengen GOTS-Richtlinien schon einige Erfahrung hatte. Damit waren die drei wichtigsten Themen (Wolllieferant, Spinnerei und Färberei) jetzt unter Dach und Fach und es konnte endlich mit der Produktion losgehen!

 

Wie wir nach England fuhren und unsere Spinnerei kennen lernten

Nachdem wir nun eine potenzielle GOTS-Spinnerei gefunden hatten, war klar, wir mussten hin, um ihre Arbeitsweise genauer kennen zu lernen und besser einschätzen zu können, ob sie die Richtigen für uns waren. Wir recherchierten also wieder, sortierten unsere Wollproben, bereiteten die Spezifikation unseres Wunschgarnes in zwei Stärken vor und buchten den Flug.

Wolle in der Spinnerei

Man hatte uns nach guter englischer Art versichert „to have tea and cake ready“, wenn wir nach der 4,5-stündigen Autofahrt vom Flughafen in Cornwall ankommen würden. Das ging dann aber leider völlig unter weil wir gleich in das mehrstündige Meeting starteten, bei dem wir mit glühenden Köpfen diskutierten, wie nun das Wunschgarn technisch hinzubekommen sei. Es herrschte eine angenehme Atmosphäre, bei der uns die Besitzerin barfuss in ihrem Büro mit vielen Schafrassen-Plakaten an den Wänden gegenüber saß und uns der technische Leiter mit starkem Akzent und kleinen Wollflöckchen an der Hose begeisterte. Bis in den Abend hinein sprachen wir noch über Farben und andere wichtige Themen – eins war klar: Das war ein Ort an dem man Wolle sehr ernst nahm!

Es folgte ein weiteres Treffen am nächsten Tag, bei dem man uns die Spinnerei zeigte und alle Prozesse genau erklärte, wobei alles ganz ähnlich aussah und roch wie in der Spinnerei meiner Eltern und Großeltern, die ich in meiner Kindheit erlebt hatte. Ich fühlte mich schon fast zuhause!

Schließlich einigten wir uns auf die Spezifikationen für unsere Garne. Genauso wie die mitgebrachten Wollen würde sie nicht aussehen können, das würden ihre Maschinen nicht schaffen, aber wir fanden eine alternative Lösung.

Wir fuhren zuversichtlich nach München zurück, aber die Spannung blieb natürlich erst mal. Einige Tage später dann der Schock: Bei den extra für uns produzierten Garnproben war nichts von der beabsichtigten Weichheit zu spüren! Die Strickprobe mit diesen Garnen war viel zu hart! Auch die anderen mitgeschickten Varianten waren nicht annähernd das, was wir uns unter höchster Qualität vorstellten. Woran lag es, was war falsch an der Spezifikation oder an der Herstellungsart? Oder lag es doch nur an den 23 Micron der fremden Probe-Wolle?

Wir arbeiteten uns immer tiefer in Spinnereiverfahren und Garneigenschaften ein, bis wir klarer sahen: Unsere weichere Wolle (19,5 Micron) alleine würde die Qualität nicht verbessern. Durch die Stärke des Zwirnens und die hohe Anzahl einzelner Garne ging offenbar zu viel Weichheit verloren. Es folgten nervenaufreibende Anstrengungen und viel Kommunikation, um eine neue Spezifikation für beide Garnstärken auszuarbeiten.

Es waren schließlich drei Faktoren an denen wir ansetzen konnten: die Dicke und Anzahl der einzelnen Garne, sowie die Art wie sie verzwirnt wurden. Wir vertrauten darauf, dass sie es mit diesen Änderungen nun schaffen würden! Wir vereinbarten, dass wir nochmals hinkommen würden, sobald unsere Rohwolle eingetroffen war und sie daraus verschiedene Proben gesponnen hatten. Die Proben liessen wir aus dem Vorlauf herstellen, der sowieso anfällt wenn die Spinnerei nach einer Nicht-Bio-Produktion wieder GOTS-konform spinnt. In unserem Fall waren es 16 Kilo.

Unnötig zu betonen, dass wir schlaflose Nächte hatten, bis es endlich soweit sein würde und wir das Ergebnis bei unserem nächsten Besuch vor Ort würden bestaunen können.