Färben ohne Schwermetalle – geht das?

In letzter Zeit haben wir einige Anfragen zu den verwendeten Stoffen bei der Färbung unserer Garne bekommen. Vor allem, dass wir es schaffen ohne Kupfer und andere Schwermetalle zu färben, ist für manche Interessenten kaum zu glauben. Wie also können wir selbst sicher sein, dass diese Aussage stimmt?
1. Unsere Färberei darf nur Farbprodukte verwenden, die von einem GOTS-Zertifizierten Hersteller stammen. Jedes dieser Produkte muss auch einzeln nach GOTS zertifiziert sein.
2. Nachdem der Färber die einzelne Farbe gemischt hat, muss er die Farbmischung bei seinem Zertifizierer auch nach GOTS zertifizieren lassen.
3. Die Färberei ist nach GOTS zertifiziert und ist Kontrollen unterworfen.
4. Unser Zertifizierer erteilt uns Auflagen in welchem Abstand wir welche Farben der fertigen Produkte nach welchen Kriterien bei einem unabhängigen Institut prüfen lassen müssen.
Eine solche Prüfung haben wir im Herbst beim Bremer Umweltinstitut machen lassen. Neben etlichen anderen Kriterien waren auch Schwermetalle Teil der Prüfung, die wir hier veröffentlichen. Demnach konnte keines von 11 Schwermetallen nachgewiesen werden.

Manchmal werden wir auch gefragt, warum wir nicht immer alle Analyseergebnisse veröffentlichen. Wir denken, dass dies dem GOTS-Prozess nicht gerecht wird, da er so viel mehr an Kontrollen und Prüfungen umfasst, als nur das fertige Produkt abschließend noch einmal auf Rückstände prüfen zu lassen. Wie oben aufgezeigt, sind schon so viele Prüfungen in den Vorverfahren, dass die Prüfung des Endprodukts nur noch eine letzte Absicherung ist. So prüft beispielsweise unser Woll-Lieferant bereits nach Pestiziden und wir im Endprodukt dann auch noch einmal (von über 60 getesteten Pestiziden war keines nachweisbar). Nur alleine die Rückstandsergebnisse des fertigen Produkts vorzulegen, wird dem Gesamtaufwand, der bei der GOTS-Prüfung betrieben wird, in keiner Form gerecht und stellt wie gesagt nur einen kleinen Bruchteil der Kontrollen dar, die bei GOTS laufend durch die gesamte Produktionskette hindurch stattfinden.

Chartplatzierung

Wir müssen gestehen, wir können es nicht lassen (selbst im Urlaub) jeden Tag auf Ravelry nachzusehen, welche Strickprojekte gerade mit unseren Garnen entstehen. Es ist einfach zu spannend, den Tüchern, Schals, Handschuhen, Strickjacken und vielem mehr beim Wachsen zu folgen und zu sehen, wer welche Farbkombination wählt. Und dann schauen wir immer wieder gerne auf die Charts der neuen Garne auf Ravelry – und freuen uns, dass Cheeky Merino Joy und Big Merino Hug jetzt beide unter den Top 10 der weltweit 1300 Garnneuerscheinungen sind. Das hätten wir nicht gedacht – keine zwei Monate auf dem Markt und schon soviele StrickerInnen (und zwei HäklerInnen), die mit unserer Wolle arbeiten. Danke Euch allen, die durch Kauf, Blogeinträge, Ravelry-Posts und -Projekte dazu beigetragen haben!

Wer sich kostenlos auf Ravelry anmeldet, kann die Liste aller Projekte mit Fotos sehen. Sobald der Wollmarkt vorbei ist werden wir auch die Pattern- und Projektseite auf unserer Webseite aktualisieren.

German Raveler Meeting und Wollmarkt Vaterstetten

Die letzten Wochen vergingen wie im Flug – Anlieferung der ersten Lieferung gefärbter Stränge, Verkaufsstart unseres Shops unter www.rosygreenwool.de, die ersten Anfragen von Händlern und Absprachen zu Strickmustern. Und jetzt stehen die ersten Veranstaltungen an, wo wir vor Ort unsere Wolle verkaufen.

Dieses Wochenende (22./23.10.) sind wir auf dem German Raveler Meeting in Bonn – dem jährlichen Treffen der deutschen Mitglieder von Ravelry, der führenden Strick- und Häkelcommunity weltweit. Und am 13./14.10. sind wir dann auf dem Wollmarkt Vaterstetten vertreten, dem größten Markt rund um Schaf und Garne in Deutschland.

Kommt doch vorbei!

Wie wird eigentlich Garn gesponnen?

Rosy kam eines Abends mit einer Tasche voller Garne heim. Sie hatte den Nachmittag in Wollgeschäften verbracht und hatte eine Auswahl der besten Merino-Wollen dabei. Eigentlich war der nächste Schritt ganz einfach: Wir würden ein Garnmuster auswählen, zur Spinnerei schicken und diese würden das gleiche herstellen, nur in Bio. Nur so einfach war das nicht.

Wir mussten erstmal lernen, dass es zwei verschiedene Verfahren für das Spinnen von Wolle gibt: Das Kammgarnverfahren und das Streichgarnverfahren. Bei Streichgarnen werden die Wollfasern gemischt und dann in einzelne Fasern aufgelöst. Daraus entsteht ein Flies, das anschliessend versponnen wird. Kammgarn entsteht durch Kämmen der Wolle, es werden Verunreinigungen entfernt und die einzelnen Fasern werden parallel ausgerichtet. Streichgarne sind voluminöser, Kammgarne gleichmäßiger.

Aber was wollten wir? In Telefonaten mit Spinnereien klang es so, als würden wir mit unserer weichen Wolle Streichgarne machen wollen. Aber als wir die Muster hinschickten war klar: Wir würden ein Kammgarn brauchen. Damit fielen schon einige Spinnereien aus der Auswahl.

Verzwirnen unserer Wolle

Die nächste Frage war, wie das Garn verzwirnt werden sollte. Es gibt Handstrickwolle, die nur aus einem einzelnen Garn besteht. Aber die Robustheit, Feinheit und Elastizität wird besser, wenn mehrere Garne verzwirnt werden. Manche Hersteller verwenden bis zu 16 einzelne Garne für ein Endprodukt, teilweise indem sie mehrmals verzwirnt werden. So hatten wir ein Muster, bei dem zuerst aus zwei einzelnen Garnen ein verzwirntes Garn gemacht wurde, dann aus acht dieser Zwirne wiederum das Endprodukt.

Neben den Produkteingenschaften, die hier eine Rolle spielen, ist das Verzwirnen auch eine Kostenfrage. Je dünner das einzelne Garn, desto länger muss gesponnen werden. Und pro Zwirnvorgang fallen ebenfalls Kosten an. Wir mussten also mit der Spinnerei die beste Lösung für das Problem finden.

Wir lassen uns GOTS zertifizieren – aber wie?

Nachdem wir uns entschieden hatten uns nach dem GOTS Standard zertifizieren zu lassen, fragten wir uns wie das geht. Das Verfahren ist ähnlich wie beim Bio-Siegel für Lebensmittel. Nicht eine Organisation vergibt das Siegel, sondern verschiedene Zertifizierungsstellen haben die Zulassung dies zu tun. Nach einem Regelheft wird eine Prüfung durchgeführt und dann hat man die Lizenz, ein Jahr lang GOTS-Produkte zu verkaufen. Danach muss wieder geprüft werden.

Normalerweise lassen sich Hersteller zertifizieren. Also Spinnereien oder Färbereien. Die Schafzüchter selbst müssen kontrolliert biologische Tierhaltung betreiben, unterliegen also den gleichen Prüfungen wie Betriebe für die Fleischherstellung. Wir aber sind ein Sonderfall, da wir selbst die Produkte nicht anfassen. Unsere Garne werden direkt von der Färberei an die Firma geliefert, die den Versand für uns macht. Die Färberei ist GOTS zertifiziert, aber nachdem wir unter unserem Namen verkaufen wollen, müssen wir auch selbst ein Zertifikat besitzen.

Alle GOTS-Zertifizierer zertifizieren auch Lebensmittelhersteller und nach einigen E-Mails und Telefonaten mussten wir feststellen, dass der Textilbereich für einige noch vollkommenes Neuland ist. Andere haben schon einige Erfahrung in dem Bereich, deren Preise richten sich aber nach den Anforderungen von Großunternehmen. Bei uns gibt es aber wenig zu prüfen: Bisher keine Buchhaltung, keine Betriebsstätte. Trotzdem muss die Prüfung vor Ort stattfinden und alleine die Reisekosten und Tagessätze waren bei einigen erschreckend hoch.

Dann hatten wir Kontakt mit CERES, die vom mittelfränkischen Happurg aus Betriebe in aller Welt zertifizieren, u.a. auch für Demeter und Naturland. Mit über 20 GOTS-Zertifizierungen konnten sie kompetent auf unsere Fragen antworten und vom Preis lagen sie auch nicht zu hoch. Jetzt warten wir auf den Besuch der CERES-Inspektoren.

Auf Ravelry

Wir sind jetzt mit einer Gruppe auf Ravelry vertreten. Wenn Ihr dort schon Mitglied seid, dann besucht uns doch!

Ravelry ist die größte Online-Community für StrickerInnen und HäklerInnen weltweit mit 1-2 Mio. Benutzern pro Monat. Mit tausenden von Strickanleitungen und einer riesigen Garn-Datenbank ist die Seite eine riesige Fundgrube für alle, die etwas mit Wolle machen.

Bio-Label für Textilien – welchem kann man glauben?

Bei Lebensmitteln ist seit 2001 klar geregelt: Wo Bio draufsteht muss Bio drinnen sein, fast alle Produkte sind mittlerweile mit einem Bio-Siegel zertifiziert. Im Textilbereich gibt es diese Klarheit bisher noch nicht. Viele Hersteller schreiben Bio oder Öko auf ihre Waren ohne dass überprüfbare Kriterien geschweige denn eine externe Prüfung dahinter steht. Das ist ok, wenn man einen Schäfer kennt, der selbst seine Wolle spinnt und man sich damit selbst ein Bild von dem Prozess machen kann. Aber da Merino-Wolle zum größten Teil von anderen Kontinenten kommt, war uns früh klar, dass wir selbst so eine Kontrolle nicht leisten können.

Wir entschieden uns also, ein Bio-Siegel zu bekommen. Aber welches von den vielen sollten wir nehmen? Etwa 20 Gütesiegel gibt es in Deutschland, alle mit unterschiedlichen Kriterien, wie die ZEIT unter der Überschrift „Nicht noch mehr Labels“ Anfang des Jahres schrieb. Aber dort wird auch empfohlen: „Echte Bio-Qualität verbirgt sich nur hinter wenigen Kennzeichen wie dem Textilsiegel Global Organic Textile Standard (GOTS). Es schließt auch soziale Standards mit ein und unterliegt strengen und regelmäßigen Kontrollen.“

Auch Greenpeace hat die Siegel unter die Lupe genommen und schreibt über GOTS: „Momentan das anspruchsvollste Label für den Massenmarkt mit ökologischen Kriterien entlang der gesamten textilen Kette. Hohe Glaubwürdigkeit. Berücksichtigt auch Sozialkriterien.“ Und Kirsten Brodde, Autorin des Buchs „Saubere Sachen: Wie man grüne Mode findet und sich vor Öko-Etikettenschwindel schützt„, sowie Campaignerin bei Greenpeace schreibt über GOTS: „Das ist das beste Zeichen, was wir haben“.

Die Entscheidung fiel also schnell für das seit 2008 bestehende GOTS Siegel. Damit würden wir garantieren können dass

  • unsere Wolle von Tieren aus kontrolliert biologischer Tierhaltung stammt
  • nur Chemikalien bei der Verarbeitung verwendet werden, die die Umwelt nicht stark belasten
  • die ArbeiterInnen in allen beteiligten Unternehmen fair behandelt und bezahlt werden
  • jedes Unternehmen in der Prozesskette jährlich einer strengen Prüfung unterzogen wird

Eine gute Zusammenfassung der GOTS-Kriterien gibt es auch bei Label Online vom Bundesverband der Verbraucherinitiativen.

Jetzt mussten wir uns nur noch zertifizieren lassen und Wolle, eine Spinnerei und eine Färberei finden, die nach GOTS zertifiziert sind. Das war dann aber nicht so einfach…

Warum Bio?

Als Rosy und ich 2001 zusammenzogen, kam die Frage auf wo wir denn unsere Lebensmittel einkaufen sollten. Vorher habe ich nicht viel gekocht, mittags war ich meist in der Arbeit essen und auch oft abends unterwegs, der Kühlschrank blieb manchmal tagelang leer. Jetzt wollten wir gemeinsam neue Rezepte ausprobieren und etwas Gutes kochen. Doch das geht nur mit guten Zutaten, aber wie sollten wir diese erkennen? Marken vertrauen? Wir sind beide nicht der Typ, der einfach vertraut, wir recherchieren lieber.

Und so haben wir nachgelesen über Lebensmittelherstellung und Tierhaltung. Bald wurde uns klar, dass wir nicht entspannt ein Frühstücksei essen können wenn es von einem Käfighuhn kommt, dass wir kein Fleisch von Tieren essen wollten, die mit Antibiotika vollgepumpt wurden. Uns ist die Natur zu wichtig ist, als dass wir Überdüngung mit unserem Kaufverhalten unterstützen wollen.

Jetzt wäre es konsequent gewesen uns Bauern aus der Umgebung zu suchen, die anders vorgehen und bei denen wir persönlich hätten kontrollieren können wie sie an die Landwirtschaft rangehen. Die Zeit hatten und haben wir nicht und abgesehen davon: Kilometerweit mit dem Auto fahren, um umweltschonende Lebensmittel zu holen macht nicht viel Sinn. Also entschieden wir uns im Bio-Supermarkt einzukaufen. Anfangs kamen wir uns etwas fremd vor zwischen Männern mit langen Bärten und Frauen mit sackartigen Kleidern. Aber in den letzten Jahren sind die Biomarkt-Einkäufer kaum mehr von denen in anderen Supermärkten zu unterscheiden. Auch bekommt man jetzt fast alles in Bio was es auch konventionell gibt.

Seit 2001 hat sich der Bio-Umsatz mehr als verdoppelt, mittlerweile hat Bio einen Marktanteil von etwa 3,4% und immer mehr Supermarktketten haben Bio-Lebensmittel im Angebot. Scheinbar haben einige anderen Leute auch recherchiert und sind zu dem gleichen Ergebnis gekommen.