Wie wird eigentlich Garn gesponnen?

Rosy kam eines Abends mit einer Tasche voller Garne heim. Sie hatte den Nachmittag in Wollgeschäften verbracht und hatte eine Auswahl der besten Merino-Wollen dabei. Eigentlich war der nächste Schritt ganz einfach: Wir würden ein Garnmuster auswählen, zur Spinnerei schicken und diese würden das gleiche herstellen, nur in Bio. Nur so einfach war das nicht.

Wir mussten erstmal lernen, dass es zwei verschiedene Verfahren für das Spinnen von Wolle gibt: Das Kammgarnverfahren und das Streichgarnverfahren. Bei Streichgarnen werden die Wollfasern gemischt und dann in einzelne Fasern aufgelöst. Daraus entsteht ein Flies, das anschliessend versponnen wird. Kammgarn entsteht durch Kämmen der Wolle, es werden Verunreinigungen entfernt und die einzelnen Fasern werden parallel ausgerichtet. Streichgarne sind voluminöser, Kammgarne gleichmäßiger.

Aber was wollten wir? In Telefonaten mit Spinnereien klang es so, als würden wir mit unserer weichen Wolle Streichgarne machen wollen. Aber als wir die Muster hinschickten war klar: Wir würden ein Kammgarn brauchen. Damit fielen schon einige Spinnereien aus der Auswahl.

Verzwirnen unserer Wolle

Die nächste Frage war, wie das Garn verzwirnt werden sollte. Es gibt Handstrickwolle, die nur aus einem einzelnen Garn besteht. Aber die Robustheit, Feinheit und Elastizität wird besser, wenn mehrere Garne verzwirnt werden. Manche Hersteller verwenden bis zu 16 einzelne Garne für ein Endprodukt, teilweise indem sie mehrmals verzwirnt werden. So hatten wir ein Muster, bei dem zuerst aus zwei einzelnen Garnen ein verzwirntes Garn gemacht wurde, dann aus acht dieser Zwirne wiederum das Endprodukt.

Neben den Produkteingenschaften, die hier eine Rolle spielen, ist das Verzwirnen auch eine Kostenfrage. Je dünner das einzelne Garn, desto länger muss gesponnen werden. Und pro Zwirnvorgang fallen ebenfalls Kosten an. Wir mussten also mit der Spinnerei die beste Lösung für das Problem finden.