Ist nicht alle Schafwolle sowieso Bio?

Da ich mich im Bereich Lebensmittel schon länger mit dem Thema Bio auseinandersetze, fand ich es spannend auch im Bereich Textilien und Wolle darüber nachzudenken. Da ich viel stricke, kommt im Lauf der Zeit schon einiges an Wolle zusammen und da habe ich letzten Herbst beschlossen dieser Frage ernsthaft nachzugehen. Ich wollte rausfinden, ob mir Verkäufer oder Hersteller sagen können, wie es eigentlich den Schafen geht, mit deren Wolle ich stricke, wie es mit Chemikalien und Wasserverbrauch bei der Herstellung aussieht und mit schädlichen Rückständen, die man später zum Beispiel als Wollschal auf der Haut trägt.

Was ich rausgefunden habe war enttäuschend. Als ich in einem Wollgeschäft nach Bio-Schafwolle fragte, schaute mich die Verkäuferin fassungslos an und meinte, was das denn für eine komische Frage sei, alle Schafwolle sei doch sowieso Bio, ein Schaf ist doch per se „natürlich“, also quasi Bio, oder etwa nicht? Das hat mir gezeigt, wie wenig das Thema bisher – sogar von Fachhändlern – beachtet wird. Ähnliche Ergebnisse in anderen Läden: Bio-Baumwolle gibt es, aber wie ist es mit der Nachprüfbarkeit, dass wirklich die ganze Prozesskette der Herstellung Bio ist? Gibt es eine strenge Zertifizierung wie durch das Bio-Siegel bei Lebensmitteln? Komplette Fehlanzeige! Auch bei angeblicher Öko-Schafwolle aus den Anden sagte man mir nur, ich müsse eben darauf vertrauen, dass der Bauer seine Schafe artgerecht hält.